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›Einen Mord hatte ich noch nie‹

Anton Höslinger, 47, ist Priester und Assistent des ­Kämmerers im Stift Klosterneuburg.

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Fotografie:
Florian Rainer
DATUM Ausgabe März 2017

Warum sind Sie Pfarrer geworden?
Ich bin neben dem Stift Klosterneuburg aufgewachsen und religiös erzogen. Irgendwann habe ich dann gemeint zu spüren, Priester werden zu wollen.

Wie spürt man das?
Mag sein, dass andere da eine Eingebung haben – bei mir war’s keine Marienerscheinung. (schmunzelt) Die Entscheidung ist langsam gereift. Es ist neben dem Glauben, dazu fähig zu sein, auch der Glaube an eine Berufung von Gott.

Wie sieht Ihre Tätigkeit aus?
Als Novizenmeister, der ich bis letzten Sommer war, habe ich elf Jahre lang die Jungen ausgebildet, die ins Kloster eintreten. Davor habe ich Hochzeiten, Taufen, Begräbnisse gehalten, Ministrantenarbeit und Seelsorge gemacht. Nun bin ich Assistent des Kämmerers, des geistlichen Wirtschaftsdirektors des Stifts.

Bei welchen Problemen wurden Sie als Seelsorger konsultiert?
Bei allen! (lacht) Von den klassischen Lebenswenden bis zu alltäglichen Sorgen. Als Pfarrer fragen bei einem täglich Leute nach finanzieller Unterstützung.

Und gibt man ihnen etwas?
Nach Möglichkeit schon, aber das ist sehr abhängig vom konkreten Fall.

Wie finanziert sich das Stift?
Über verschiedene Sparten, in denen insgesamt rund 200 Angestellte tätig sind: Forst, Weinbau, Verpachten von Grundflächen, touristische Führungen. Von der Kirchensteuer bekommen wir keinen Cent, das geht alles an die Diözesen.

Wie viel verdienen Sie im Monat?
Im Grunde gar nichts, wir führen die Kassa gemeinsam. Ausbezahlt wird jedem ein ›Relutum‹, ein Taschengeld von 1.000 bis 1.200 Euro, um sich zu kaufen, was man so braucht, Kleidung, Zahnbürstel.

Worin sehen Sie sich in Ihrer Berufswahl bestätigt?
Ich kann Menschen beistehen und spüre ihre Dankbarkeit.

Und womit hadern Sie?
Dass die Zahl der Priester stark abnimmt. Gerade am Land hat ein Pfarrer nicht eine Pfarre, sondern zwei, drei, und wenn der Nachbarpfarrer stirbt, kriegt er die auch noch dazu.

Wie sorgt die Kirche für junge Priester?
Wir kommunizieren mit allen Mitteln, haben aber die Erfahrung gemacht, dass Werbemaßnahmen – sei es über Facebook oder Plakat – meist die falschen Leute anziehen. (lacht)

Die falschen?
Sehr viele, die sich angesprochen fühlen, meinen: Wenn ich dort hingehe, lösen die meine Probleme. Aber als Priester ist es genau umgekehrt: Ich bin dazu da, die Probleme der anderen zu lösen.

Gibt es Seelsorge per Facebook-Anfrage?
Das gibt es, ja!

Kann man auch die Beichte im Chat ­ablegen?
Bei Bedarf führen wir schon Gespräche auf Social Media. Aber die Beichte als Sakrament gibt es nur von Aug zu Aug.

Was beichten die Menschen bei Ihnen?
Das darf ich Ihnen nicht sagen. Aber es geht quer durch den Gemüsegarten. Einen Mord hatte ich aber noch nie.