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›Kann man sich selbst verzeihen?‹

Der Fatalismus der Eliten, die Kreativität von Trump und warum die Plagiatsaffäre zur rechten Zeit kam: Der deutsche Ex-Politiker Guttenberg im Gespräch.

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Fotografie:
Gianmaria Gava
DATUM Ausgabe Februar 2019

Meine Güte, das ist doch der KT‹, tuschelt die deutsche Touristenfamilie, als Karl-Theodor zu Guttenberg in der Lobby eines Wiener Ringstraßenhotels telefonierend auf und ab geht. Obwohl sein unrühmliches Ausscheiden aus der deutschen Politik bereits sieben Jahre her ist – für viele Deutsche ist Guttenberg immer noch ein Star, und das ebenso jähe wie selbstverschuldete Ende seiner Politkarriere nach dem Plagiatsskandal um seine Doktorarbeit macht einige wehmütig. Für andere wiederum ist er schlicht ein betrügerischer Blender. Nun ist Guttenberg Berater mit Lebensmittelpunkt in den USA – und er ist gut gebuchter Vortragsreisender. Ein gemeinsamer Auftritt mit dem österreichischen Finanzminister Hartwig Löger war der Grund für seinen Wien-Besuch. Vor dem Abflug bleibt noch Zeit für ein DATUM-Gespräch

Deutschland bereitet sich merklich auf die Zeit nach Angela Merkel vor und tut sich offenbar etwas schwer damit …

Dabei hätte man sich diese Überlegung ruhig schon vorausschauend vor einigen Jahren machen können, denn Politik ist nun einmal tatsächlich nicht auf Unendlichkeit ausgelegt. Und hoffentlich ohne gleich der Ruchlosigkeit geziehen zu werden: Es würde allen Parteien gut tun, immer wieder in Alternativen zu denken.

Sie haben zu Jahresende dem bayerischen Minister­präsidenten Markus Söder gewissermaßen mangelnde Qualifikation attestiert. Mit welcher Motivation?

Ich habe mit Blick auf seine Kandidatur zum CSU-Parteivorsitzenden gesagt, dass er noch nicht das Format einiger seiner großen Vorgänger hat und dass ich mir Manfred Weber für diese Position hätte vorstellen können. Dies war die Meinungsäußerung eines Wählers und Parteimitglieds, was von einigen, insbesondere auch Kommentatoren, offensichtlich als Gotteslästerung ausgelegt wurde. Oder es gehört sich aus Sicht dieser Leute nicht, als Mensch mit Schwächen – und davon habe ich wahrlich mehr als genug – auf etwaige Schwächen eines anderen hinzuweisen. Gottlob gibt es weder in Parteien noch für einige Medien ein Meinungsmonopol. Aber ich wünsche Markus Söder ohne Ironie allen Erfolg und würde mich freuen, wenn ich meine heutige Ansicht irgendwann revidieren muss.

Deutschland befindet sich also in einer Übergangsphase – wo sehen Sie da die wesentliche Bruchlinie?

Vielleicht überraschenderweise in einer Äußerung, die Angela Merkel selbst getätigt hat – und das auch noch in einem Bierzelt in München: Sie meinte, ich zitiere sie jetzt sehr frei, dass Europa sein Schicksal selbst in die Hand nehmen muss, und hat dabei auch die Verantwortung Deutschlands einbezogen. Nun waren die vergangenen 13 Jahre zweifellos von viel Verantwortung durch Deutschland geprägt, aber nicht zwingend, was einige große Linien in außenpolitischen Fragen anbelangt. Darin, das noch proaktiver anzugehen, besteht in meinen Augen eine Option jeder künftigen Regierung, jeder künftigen Parteiführung.

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