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›Ich riskierte immer mehr‹

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Fotografie:
Lucie Jansch
DATUM Ausgabe März 2019

›Ungerechtigkeiten sind unbesiegbare Würmer, die einen nachts traktieren und am Schlaf hindern.‹

›Ich brauche die Probe, um das Leben kennen zu lernen. Gewissermaßen eine Art Autismus.‹

›Ich habe eine Regel: ich darf nur Serien kucken, wenn ich währenddessen rudere.‹

›Am Tag nachdem ich den Führerschein hatte, habe ich den Citroen meiner Mutter in den Graben gesetzt. Auf der Stelle. Seitdem bin ich unfallfrei.‹

›Wenn ich lese, was sich Kritiker so ausgedacht haben, ist das schon lustig. Manchmal ist es aber auch beklemmend, was sie alles nicht verstehen.‹

›Ich bin viel zu egomanisch, um Anderen zu »followen«.‹

›Vor dem Skandal war ich auf der Spitze eines künstlerischen Höhenfluges. Ich riskierte immer mehr. Ich hatte eine Hybris, die war
nicht mehr auszuhalten. Das nervt zwar im Sozialen, aber für die Kunst ist es lebenswichtig.‹

›Ich habe die Chance, noch mal anders auf mich und die Welt zu schauen. Hättest du mich vor ein paar Jahren damit getröstet, dass es an allem auch etwas Gutes gibt, hätte ich dich mit der Fliegenklatsche erschlagen, aus Wut.‹

›Das Hauptproblem am Kindsein heute ist, dass sie die Welt retten wollen, aber nicht können, weil alles viel zu klug und abgeklärt ist.‹

›Meine Tochter hat angekündigt, dass sie mich eines Tages fragen wird, warum ich nicht mehr unternommen habe, um die Welt zu retten. Darauf habe ich keine Antwort.‹

›Für künstlerische Prozesse musst du vollkommen behämmert autistisch auf deine Sache schauen, da bist du nicht sozial verträglich.‹

›Es gibt nicht mehr dieses schöne Besserwissertum, mit dem wir ­aufgewachsen sind. Damals war links gut und rechts böse, und es war ganz geklärt.‹

›Meine Eltern haben mich kräftig verarscht, weil ich auf keinen Fall in ein Internat gehen wollte. Sie haben mir dann die Wahl gelassen, in welches ich gehe.‹

›Wenn man sich Salzburg einmal auf GoogleMaps angeschaut hat, sieht man: Da gibt es diesen Fluss und drumherum eine kleine ­Akkumulation von Häusern, und mehr ist da ja nicht.‹

›Bei der Seewirtin in Zell am Moos gibt es den besten Saibling auf der ganzen Welt direkt aus dem Mondsee.‹

›Es würde mir reichen, in einem tollen Auto zu sitzen und damit ­r­­umzufahren. Mehr bräuchte ich im Leben fast gar nicht.‹

›In einem gesunden harmonischen und demokratischen Umfeld entsteht keine Kunst. Kunst ist immer Leiden.‹

›Die, die gerne Künstler sind, das sind keine Künstler, das sind ­Designer.‹

›Das Dasein als Künstler war als junger Mann auch eine Bürde. Es ist ja nicht schön, wenn die Sonne untergeht, und man sofort ein Gedicht schreiben muss.‹

›Ich sehe ungern Inszenierungen von anderen Regisseuren. Welcher Fischer geht schon privat gerne angeln?‹

›Anscheinend kann ich Wirkungen erzeugen, und das macht mich suspekt.‹

 

Matthias Hartmann brach seine kaufmännische Lehre ab, um Theaterregisseur zu werden. Er leitete Häuser in Bochum und Zürich sowie das Wiener Burgtheater. Dort stolperte der Deutsche über den Finanzskandal rund um Ungereimtheiten in der Buchhaltung. Seit 2014 ist er Creative Director beim Red Bull Media House in Salzburg.