›Mama, sind wir eigentlich arm?‹

Drei Kinder und drei Erwachsene erzählen, was es bedeutet, wenn Geldsorgen den Alltag beherrschen.

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Illustration:
Eugenio Belgrado
DATUM Ausgabe November 2023

›Ich versuche, die Verantwortung auf mich zu übertragen‹

Mio M. (10), Burgenland

Mein kleiner Bruder und ich stehen meistens gegen acht Uhr auf. Mama ist selbstständig. Sie hat ein Haus bei uns im Dorf gemietet, in dem wir wohnen. Aus dem müssen wir aber bald wieder raus, weil der Mietvertrag gekündigt wurde.

In der Früh mache ich mir meistens ein Müsli und schnappe mir etwas zu lesen. Wir gehen oft zur Bücherei und haben ganz viele Comics. Neben unserem Lego sind das meine Lieblingsspielsachen. Ich habe damit eigentlich alles, was ich brauche, aber ein Handy wäre noch schön. Mein kleiner Bruder wollte den Ultragolddrachen von Lego, aber der ist uns zu teuer.

Wir leben allgemein ein bisschen anders als andere Familien. Gewand holen wir meistens aus Kost-Nix-Läden. Am Vormittag unterrichtet Mama meinen Bruder und mich zu Hause. Wir gehen nämlich nicht in die Schule, was mir auch lieber ist. Aber mittlerweile besuche ich einmal in der Woche ein Lerncafé der Caritas. Dort habe ich Betreuer und andere Kinder, mit denen ich lernen kann. Am Nachmittag bin ich oft bei Freunden und spiele Basketball im Verein.

Normalerweise sind wir auch immer wieder bei unserem Papa, aber den haben wir jetzt schon lange nicht gesehen. Das macht uns traurig. Bei Mama und Papa merke ich, dass sie immer wieder ziemliche Sorgen haben. Manchmal, wenn es gerade wieder recht schlimm ist, tut meine Mama so, als wäre alles okay. Auch wenn sie dann verheimlichen will, wie es ihr geht, merke ich das genau. Sie verhält sich dann anders, als wenn sie wirklich okay ist. Ich weiß ja, wie meine Mama ist, wenn es ihr gut geht.

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