›Man verliert so viel Zeit mit blöden Handys‹

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Fotografie:
Ursula Röck
DATUM Ausgabe Februar 2020

Name : Fatih Sarikaya, 31 

Beruf : Alfamobile Handyshop und Reparatur in Wien-Meidling

Wie sind Sie zu Ihrem Geschäft gekommen ?

Ich habe Handyersatzteile und Zu­­­be­hör geliefert. Dadurch war ich öster­reichweit unterwegs und habe jeden Tag in einem Hotel ge­schlafen. Das ist irgendwann nicht mehr gegangen. Schließlich habe ich dieses Geschäft ­gefunden und es über­nommen. 

Wie lernt man, Handys zu re­parieren ? 

Ich bin technisch begabt. Ich habe die HTL für Maschinenbau in der letzten Klasse leider Gottes ab­ge­brochen, ­Löten hatte ich da schon gelernt. 

Wie viel verdienen Sie?

In schlechten Monaten bleiben mir knapp tausend Euro übrig, denke ich. Wenn es gut ist zwischen 2.000 und 2.500 Euro, grob geschätzt.

In Wien ist an jeder Ecke ein Handy­shop. Wie überleben Sie da?

Weil ich alleine bin, kann ich ganz an­dere Preise anbieten. Und ich habe eine Website mit öster­reichweit kosten­losem Versand. Aber auch online gibt es sehr starke Konkurrenz. Um Laufkundschaft her­ein­zubekommen, habe ich einen ­Bit­coin-­Automaten ins Geschäft gestellt und den UPS-Paketshop dazu genommen. Daran verdient man nicht wirklich, aber wenn jemand ein Paket abholt und der braucht gerade Handy­zubehör …

Haben Sie eine persönliche Leiden­schaft für Handys ?

Ich finde sie mittlerweile nervig. Ständig läutet wo was.

Was gefällt Ihnen an der Arbeit ?

Man macht aus was Kaputtem wieder etwas Gutes.

Und was ist negativ für Sie?

Ich muss mittlerweile, da ich selbst­ständig bin, sechs Tage die Woche im Geschäft stehen. Es geht sich aus, aber wenn ich Samstag zu­sperre, ist das verlorenes Geld und ver­lorene Kunden. Die kommen dann einfach nicht mehr.

Wie geht das dann zusammen mit Freizeit und Familie?

Meine Frau und unser Kleiner sind momentan da im Geschäft und wir ver­bringen Zeit im Hinterraum. Sams­tag nach der Arbeit bin ich un-
­ter­­wegs. Am Sonntag wird aus­­­ge­schlafen, vielleicht ein bisschen Sport, dann den Abend ausklingen lassen. Am nächsten Tag ist dann ja wieder Arbeit.

Ist das Handy ein zu großer Be­standteil unseres Lebens ?

Ich bekomme durch Kunden mit, dass es die Leute nicht länger als zwei Stunden schaffen, ohne Handy auszukommen. Sie sind sogar be­reit, mehr zu zahlen, damit sie es schnel­ler zurückbekommen.

Wie, finden Sie, sollten Eltern bei ihren Kindern mit Smartphones umgehen?

Kinder sollte man bis zur Volks­schule von Handys fernhalten. Das Leben ist so kurz, man verliert so viel Zeit mit den blöden Handys. Die Kin­der wachsen und man übersieht es. Zum Beispiel die ersten Worte und Schritte.